Wir verliessen Alaska mit dem Ziel, die Strecke nach Vancouver per Velo zurückzulegen, obwohl uns relativ wenig Zeit zur Verfügung blieb. Das bedeute lange Velotage und Hoffen auf gutes Wetter. Wir wurden nicht enttäuscht.
Der Grenzübergang nach Kanada verlief diesmal ohne Probleme, und wir durften sogar unseren Bärenspray behalten; schliesslich hatten wir diesen ja auch in Kanada gekauft. Die Strecken zwischen den Ortschaften waren sehr lang und wir mussten für relativ viele Tage Proviant mitführen. Man muss sich die Distanzen mal auf der Zunge vergehen lassen: Die Fahrt nach Vancouver kommt in etwa der Fahrt von der Schweiz nach Moskau gleich und zwischen dem Genfer- und dem Bodensee gäbe es keine Einkaufsmöglichkeit! Dementsprechend waren auch die Campingplätze dünn gesät. Aber schliesslich haben wir ja schon früher Gefallen am wilden Zelten gefunden und das Wasser kann ja aus dem Fluss genommen werden, worin wir uns vorher noch gewaschen hatten.
Auf dem von uns befahren Alaska Highway sind vor allem Touristen mit ihren riesigen Campingwagen in Busgrösse unterwegs. Wir haben diese manchmal belächelt, da dies für uns nichts mehr mit Campen zu tun hat. Deren Wagen mit dem ganzen Hausstand inklusive Satellitenschüssel, Backofen und Kingsize-Bett ist grösser als manche Wohnung. Im Schlepptau hatten sie oft ein Riesenauto und gelegentlich zusätzlich ein Boot. Auf den Raststätten stellten sich diese Leute jedoch immer als durchaus nett heraus und waren oft für ein Schwätzchen bereit oder halfen uns mit Trinkwasser aus. Vielleicht waren wir manchmal nur ein bisschen neidisch.
In Whitehorse, dem Hauptort des Yukon Territory, legten wir nach drei Wochen velofahren wieder einmal einen Ruhetag ein und frischten unsere Vorräte auf. Zur Zeit des Klondike-Goldrausches (ab 1896) war Whitehorse ein wichtiger Umschlagplatz für die Versorgungsgüter der Goldsucher. Wir hatten es bei Warmshower Dave gemütlicher als die damals zu tausenden umsonst angereisten Goldsucher, weshalb wir dann gleich zwei Tage blieben. Es machte den Anschein, dass Dave unsere Anwesenheit auch genoss. Er nahm uns nach dem Abendessen sogar zum Kayaken und Kanufahren sowie zum Wandern in der Umgebung mit, denn schliesslich hat man bei soviel Tageslicht auch abends noch reichlich Zeit für Outdooraktivitäten.
Nach drei weiteren Velotagen auf dem Alaska Highway bogen wir auf den Cassiar Highway in Richtung Süden ab. Der Cassiar ist ein wirklich einsamer und urwüchsiger, 724 km langer Highway im Norden British Columbiens. Die Versorgungsmöglichkeiten sind dürftig, aber dafür das Panorama und die Wildnis unbeschreiblich. Das Wetter war bis auf zwei Regentage ziemlich stabil. Wir bekamen natürlich Bären und Elche (Moose) mit Jungen zu Gesicht und zweimal lief uns sogar eine Wildkatze unbekannten Typs (wohl Puma) über den Weg.
Die Fahrt nach Prince Rupert, wo wir die Fähre nach Vancouver Island bestiegen, war ein Klacks. Zwar hatten wir die Fährfahrt durch die sogenannte Inside Passage schon im Juni auf dem Kreuzfahrtschiff erleben dürfen, aber bei perfektem Sonnenschein war die Fahrt auch beim zweiten Streich ein tolles Erlebnis, da wir viele Wale zu sehen kriegten.
Die Fähre legte nach 15 Stunden Überfahrt im Norden Vancouver Islands an. Da wir uns breitengradmässig wieder weiter südlich befanden und es bei unsere Ankuft schon halb elf nachts war, schlossen sich alle Velofahrer der Fähre zusammen und suchten sich im Finstern gemeinsam einen Campingplatz.
Dank der langen Schönwetterperiode seit unsere Abreise in Alaska kamen wir früher als geplant auf Vancouver Island an. Unsere eingeplanten Schlechtwetter-Zwangspausen mussten nie wahrgenommen werden und daher hatten wir eine Woche zuviel Zeit. Wir schlugen diese Zeit bei Warmshowern mit faulenzen, lädelen oder kayaken tot. Jetzt geht es noch darum, uns für unsere Heimreise vorzubereiten. Wir schauen der Rückkehr mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Auf jeden Fall freuen wir uns, Euch alle wiederzusehen.
Freitag, 7. August 2009
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