Der Grenzübergang von Costa Rica nach Panama verlief problemlos. Schon bald stellten wir fest, dass die Armut dort wieder viel grösser ist als im nördlichen Nachbarland. Deshalb hielten wir wieder Bonbons für die bettelnden Kinder bereit. Gleich am nächsten Tag ging es von der Pazifikküste auf die andere Seite, an die Karibik. Dazwischen lag ein steiler Pass; glücklicherweise war uns nicht bewusst, wie streng es werden sollte und dass kurz vor der Passhöhe ein orkanmässiger Sturm entgegen unserer Fahrtrichtung wütete. Ein Vorwärtskommen auf dem Velo war schier unmöglich. Sogar das schieben ging nicht mehr. Da gab es nur noch eins: “Gring abe”, breitbeinig hinstehen, die Bremsen ziehen und warten, dass der Wind für wenige Sekunden nachlässt und dann das Velo unter grosser Anstrengung für wenige Meter vorwärtsschieben, bevor die nächste Böe kommt. Aber irgendwie meisterten wir auch diesen Tag. Auf den letzten 20 km fuhren wir an vielen Pfahl- und Bambushütten vorbei, welche für die Karibik typisch sind. Die Grossfamilien, welche in diesen Bahausungen leben, müssen oft ohne fliessend Wasser und Strom auskommen.
Einen Tag später gings per Wassertaxi mitsamt Velos auf das Archipel Bocas del Toro. Das emeraldgrüne Wasser ist ein Pradies für Taucher und Schnorchler. Uns hat es so gut gefallen, dass aus den geplanten zwei Tauchtagen schliesslich sechs wurden. Nebst vielen farbigen Fischen bekamen wir einen Hai, Tintenfische, Krebse und Rochen zu sehen. Wir absolvierten sogar einen Nachttauchgang, bei welchem wir durch ein gesunkenes Wrack schwammen. Bei einer Ausfahrt mit dem Boot konnten wir sogar Delfine beobachten.
Auf dem Rückweg nach Costa Rica, diesmal der Karibikküste mit dichter tropischer Vegetation entlag, pedalten wir an riesigen Bananenplantagen und Verarbeitungsanlagen vorbei. Wir durften den Arbeitern zuschauen und ihnen Löcher in den Bauch fragen. Sie mussten lachen, als wir ihnen erzählten, dass die Schweizer mit ihren Bananenschachteln zügeln würden.
In Puerto Viejo wohnten wir für zwei Tage in einem Hotel mit botanischem Garten und traumhaftem Pool. Täglich konnten wir direkt neben unserem Zimmer blaue Krebse beobachten und in einem Baum vor dem Hotel “hängte” ein Faultier mit seinem Jungen herum. Die lockere Atmosphäre der Karibik war überall zu spüren, sodass Raphael sich über Nacht sogar Rasta-Haare wachsen liess.
Das letzte Stück zur Hauptstadt San José haben wir per Bus zurückgelegt, da wir diese Strecke von unserer letzten Reise her kennen und als äusserst gefährlich einstufen. Ausserdem regnete es aus Kübeln. Ansonsten waren wir an der Karibik mit extremem Wetterglück gesegnet. Uns wurde berichtet, dass es vor unserer Ankunft wochenlang geregnet haben soll. Tja, wenn Engel reisen...
Nach nun knapp fünf Monaten in Lateinamerika ist die Zeit gekommen, diesem wunderschönen Teil unserer Erde “adiós” zu sagen. Wir haben unglaublich viele Dinge gesehen, unmengen erlebt und sind um unzählige Eindrücke reicher geworden. Wir werden schon bald mitteilen, wo es uns nun verschlagen hat. Dazu mehr im nächsten Bericht.